Haltung/Fütterung/Impfung/Gesundheit
Sozialverhalten
In Freiheit leben Kaninchen in Gruppen zusammen, bei der die Interaktion der Tiere untereinander sehr wichtig ist. Eine Kolonie besteht meist aus einem dominanten Rammler und mehreren Weibchen, sowie deren Jungtieren. Fremde Kaninchen werden von der Gruppe grundsätzlich nicht akzeptiert. In der Heimtierhaltung werden Kaninchen leider häufig allein gehalten. Das sollte man nur machen, wenn man selbst viel Zeit mit dem Tier verbringen kann. Besser wäre ein Artgenosse!
 Am unkompliziertesten ist die Haltung eines gegengeschlechtlichen Paares – bestehend aus einem kastrierten Rammler und einer Häsin, oder zwei jung kastrierten Böckchen (mit ca. 3-4 Monaten). Hierbei kommt es fast immer zu einem sozialen Gleichgewicht unter den Tieren, sodass ein gemeinsames Leben stressfrei möglich ist. Am Schwierigsten ist die Haltung von zwei Häsinnen. Als Jungtiere verstehen sie sich fast alle noch. Aber mit ca. 5-6 Monaten beginnen häufig die Streitigkeiten. Die Tiere werden Geschlechtsreif und beanspruchen ihr eigenes Revier.
Die richtige Zusammenführung
Durch die enge soziale Rangordnung und die Territorialität von Kaninchen ist eine Zusammenführung zweier sich fremder Tiere nicht unbedingt problemlos. Dass sich zwei Tiere auf den ersten Blick verstehen, ist extrem selten. Eher kommt es bei der ersten Begegnung zu Reibereien, die völlig normal sind und zum Sozialleben der Kaninchen dazu gehören. Die Tiere sollte man auf einem neutralen Raum zusammenführen, um zusätzliche Revierstreitigkeiten zu vermeiden. Ein neutraler Raum ist ein Ort, der für beide Tiere völlig fremd ist. Dort sollte man einige Verstecke mit zwei Eingänge und mehrere Futterstellen errichtet haben. Am besten setzt man beide Tiere gleichzeitig in das neue Revier.
Jetzt heißt es: Nerven bewahren. Meist kommt es zu jagen, knurren und Rammeln. All das gehört zum normalen Sozialverhalten der Kaninchen. Hierbei sollte man Geduld zeigen und die Tiere nicht vorzeitig und unbegründet trennen. Erst wenn die Tiere ihre Rangordnung geklärt haben, kann man die Zusammenführung als gelungen betrachten.
Für Fragen zur Zusammenführung, Verhalten oder dem richtigen Sozialpartner für Ihr Kaninchen stehe ich gerne zur Verfügung.
 Junghäsin Conny mit Rammler Joker zusammen und Junghäsin Leni mit Kastrat Caruso zusammen im Auslauf.
Fütterung
Hier möchte ich ein bisschen über Kaninchenfütterung erzählen, denn da werden häufig aus Unwissenheit Fehler gemacht
Doch bevor wir zur Fütterung kommen, ein bisschen Anatomie:
Kaninchen haben einen Stopfmagen, d.h. er ist nur sehr gering bemuskelt und deshalb kann er nicht selbstständig den Nahrungsbrei weitertransportieren. Dies kann zu Verdauungsproblemen wie Verstopfung, Durchfall oder Aufgasung führen und damit lebensbedrohlich sein!
Trockenfuttermischungen
Es gibt eine Fülle von verschiedenen Trockenfuttermischungen, die meistens aus Getreidebestandteilen und bunten Zusätzen bestehen. Diese Art der Ernährung entspricht nicht den Bedürfnissen der Tiere nach rohfaserreicher und energiearmer Nahrung!
Zucker, Melasse, Honig, Bäckereinebenerzeugnisse, Aromastoffe, Getreide und Mais sind die Hauptbestandteile der meisten Trockenfuttermischungen. Diese Zusammensetzung ist zu kalorienreich für unsere Kaninchen, sie werden schnell gesättigt, verfetten schnell, nehmen aber nicht genug Nahrungsvolumen auf. Das ist für den Stopfmagen der Kaninchen allerdings äußerst schädlich, da das Weiterschieben des Nahrungsbreis durch zu geringe Nahrungsmengenzufuhr nicht mehr gewährleistet werden kann.
Ein weiteres Problem bei Trockenfuttermischungen ist die Form des Futters. Das Futter ist für den Halter optisch schön aufbereitet (bunt und „abwechslungsreich“), allerdings für die Kaninchen nicht sehr geeignet.
Sie müssen zu wenig kauen um ihren Tagesenergiebedarf aufzunehmen. Die Zähne unserer Kaninchen sind aber darauf ausgerichtet den ganzen Tag karge Nahrung zu kauen und sich dadurch abzunutzen. Daher sollte die Basis jeder Fütterung Heu sein!
Wie füttere ich mein Kaninchen?
Wegen ihres Stopfmagens und der Abnutzung der Zähne sollten die Kaninchen genügend Rohfaser aufnehmen. Deshalb sollten etwa 80% der Nahrung aus gutem Heu bestehen.
Für die restlichen 20% sollte Frischfutter angeboten werden. Hierfür eigenen sich fast alle Gemüsesorten! Möhre, Möhrengrün, Fenchel, Sellerie, Gurken, manchmal auch Tomate, ungespritzte Salate, Gewürze wie Petersilie, Oregano usw. Etwas vorsichtig muss man mit der Fütterung von Kohl sein. Grundsätzlich dürfen die Kaninchen Kohl aber in Maßen, da dieser nicht nur bei uns bläht 🙂 Wichtig ist: Neues immer nur in kleinen Mengen ausprobieren, denn es gibt auch schon mal persönliche Unverträglichkeiten, wo es dann zu Durchfall kommen kann.
Auch Obst dürfen Sie Ihrem Tier anbieten, aber in Maßen denn darin ist wieder viel Zucker enthalten.
Meine Zuchtkaninchen erhalten zusätzlich täglich ca. 2 EL eines pelletierten Basisfutters, mit hohem Rohfaseranteil und geringem Eiweißanteil, damit sie nicht zu fett werden.
Allerdings muss man bedenken, dass diese Kaninchen mit Trächtigkeit und Aufzucht der Jungen eine körperliche Leistung erbringen müssen!
Etwas zum Knabbern gegen Langeweile?
Eine sehr gute Sache! Allerdings empfehle ich nur ungespritzte Obstbaumzweige! Gerne aber mit Blättern und Blüten. Das schmeckt gut und beschäftig die Tiere, denn der Käfig muss ja wieder aufgeräumt werden 🙂
Gerne beantworte ich auch gezielte Fragen: silke_goettken@gmx.de
Die Gesundheit unserer Lieblinge liegt uns allen sehr am Herzen, daher möchte ich hier auf dieses Thema näher eingehen. Allerdings ersetzt das Lesen dieser Seite auf keinen Fall einen Tierarztbesuch!
Häufig wird diese Frage gestellt: Sollte ich mein Kaninchen impfen lassen? Ja, auch wenn es nur in der Wohnung lebt. Man impft hauptsächlich gegen Myxomatose und RHD (rabbit hämorrhagie deasies), auch Chinaseuche genannt. In größeren Beständen macht es auch Sinn gegen den „Kaninchenschnupfen“ zu impfen. Dieser ist nicht zu verwechseln mit einer einfachen Erkältung! Diese Erkrankungen werden nicht nur von Tier zu Tier, sondern auch über fliegende Insekten, z.B. Fliegen und Mücken, übertragen. Daher sollten auch Kaninchen die nur in der Wohnung gehalten werden, gegen Myxomatose und RHD geimpft werden, denn beide Erkrankungen sind tödlich! Info-Broschüren zu diesem Thema gibt es bei Deinem Tierarzt.
Woran erkenne ich Myxomatose? Wenn ich jetzt sage: das ist die „Augenkrankheit“ bei den Wildkaninchen, wissen die Meisten, was ich meine. Aber „Augenkrankheit“ ist nicht ganz richtig. Die Kaninchen haben stark geschwollene Ohren, vereiterte und geschwollene Augenlider und Nasen. Sie bekommen sehr schlecht Luft, können nichts mehr riechen und verhungern deshalb. Leider ist diese Krankheiten behandlungsresistent, d.h. ein erkranktes Tier wird nie wieder gesund und sollte daher erlöst werden.
Woran erkenne ich RHD? Die RHD hat meist einen perakuten Verlauf, d.h. das Kaninchen ist fit und munter und eine halbe Stunde später tot. Einzige Anzeichen beim verstorbenen Tier sind vielleicht Blutungen aus der Nase, oder aus dem Maul. Bei dieser Erkrankung verbluten die Tiere innerlich.
Haben Kaninchen auch Würmer? Ja, natürlich können Kaninchen auch Würmer haben. Häufig werden sie schon von ihren Muttertieren angesteckt, aber auch Frischfutter stellt eine Infektionsquelle da. Kokzidien sind Einzeller die als Parasiten im Darm leben, gehören also nicht zu den Würmern. Sie werden mit speziellen Medikamenten behandelt. Über eine Kotprobe kann der Tierarzt sehr einfach feststellen, ob ein Befall mit Würmern oder Kokzidien vorliegt, oder nicht. Alle weitern Fragen zur geeigneten Entwurmung bitte den behandelnden Tierarzt fragen, denn die Erfahrungswerte sind sehr unterschiedlich.
Zahnfehlstellungen Dies ist ein sehr großes Thema, daher stehe ich gerne für konkrete Fragen zur Verfügung. zunächst die gesunden Schneidezähne. Auf diesem Bild kann man auch sehr schön die beiden Stiftzähne hinter den Schneidezähnen im Oberkiefer erkennen. Zahnfehlstellungen der Schneidezähne Hierbei sitzen die Schneidezähne nicht richtig aufeinander, so dass sie sich nicht abnutzen können, denn die Zähne unserer Kaninchen wachsen ein Leben lang und nutzen sich hauptsächlich durch die Reibung aneinander ab. Wenn das nicht der Fall ist, sollten die Zähne alle 1-3 Wochen gekürzt werden. Das kann der Tierarzt machen, aber mit ein bisschen Übung, kann das auch der Besitzer selbst machen. Am Besten läßt man sich das dann von seinem Tierarzt zeigen. Der Abstand der Zahnkürzungen ist individuell unterschiedlich. Man muss sich häufig die Zähne anschauen und sein Kaninchen regelmäßig wiegen um Gewichtsverluste direkt zu bemerken. Werden die Zähne nicht gekürzt, so können sie z.B. in die Nase oder in den Gaumen wachsen. Das darf auf keinen Fall passieren! Denn die Tiere haben extreme Schmerzen und verhungern jämmerlich!
Zahnfehlstellungen der Backenzähne Ja, Kaninchen haben auch Backenzähne. Viele Kaninchenbesitzer wissen es gar nicht, denn die kann man ja nicht sehen. In der Praxis habe ich dafür häufig erstaunte Blicke geerntet wenn ich dann von den Backenzähnen spreche 🙂 Aber auch Backenzähne können Probleme machen, denn sie wachsen, wie auch die Schneidezähne, ein Leben lang. Nur wenn sie nicht aufeinander stehen, nutzen sie sich nur ungleichmäßig ab und es entstehen Zahnhaken. Diese sind sehr spitz und schlitzen die Wangenschleimhaut, oder auch die Zunge auf. Je nachdem ob sie nach innen oder außen stehen. Diese Fehlstellung kann nur der Tierarzt mit einem geeigneten Untersuchungsinstrument feststellen. Auch diese Haken werden dann gekürzt. Hier scheiden sich die (Tierarzt-)Geister ob diese Behandlung nur in Narkose oder auch am wachen Tier durchzuführen ist. Die Neubildung der Haken kann man verzögern, indem man ausschließlich Rauhfutter (Heu) und Frischfutter gibt. Bei dieser Fütterung muss das Kaninchen viel kauen und nutzt damit die Zähne mehr ab (s.h. Thema „Fütterung“). Als Besitzer sollte ich mein Kaninchen regelmäßig (mind. 1x wöchentlich) wiegen um frühzeitig festzustellen, dass es abnimmt. Das liegt nämlich häufig an den Schmerzen im Maul durch die Zahnhaken! Auch Durchfälle können dann auftreten, da das Futter nicht mehr richtig zerkleinert wird, denn kauen tut ja weh. Auch hier muss natürlich umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden!
Ein Kaninchen mit einer Zahnfehlstellung kann, mit ein bisschen Pflege und Aufmerksamkeit des Besitzers, ein ganz normales Kaninchenleben führen! Eine Fehlstellung ist für mich persönlich kein Grund zur Euthanasie! Allerdings ein gewichtiger Grund, ein Tier aus der Zucht zu nehmen, denn Zahnfehlstellungen werden vererbt !! Da bin ich auch bei meinen Tieren kompromisslos.
Mein Kaninchen hat Durchfall… Durchfall kann viele Ursachen haben. Bei Jungtieren kann Durchfall auch tödlich sein, daher sollte man mit den Babys besser direkt zum Tierarzt gehen, wenn sie Durchfall haben. Häufig haben die Tiere weichen bis ungeformten Kot durch Futterumstellungen. Daher sollte man neues Futter immer nur in kleinen Mengen anbieten. Nur so kann ich frühzeitig feststellen ob eventuell eine Unverträglichkeit vorliegt. Achtung: Blinddarmkot ist kein Durchfall!!! Er wird meist sofort wieder von den Kaninchen aufgefressen. Das machen die Tiere um die Vitamine und Nährstoffe daraus zu nutzen. Zahnfehlstellungen können eine Ursache von Durchfall sein. Das sollte auf jeden Fall vom Tierarzt abgeklärt werden. Auch Würmer und Einzeller können Durchfälle verursachen. Das kann man mit einer einfachen Kotuntersuchung beim Tierarzt feststellen lassen. Danach wird das Tier entsprechend behandelt.
Warum ist der Urin rot? Bei Kaninchen gibt es eine Besonderheit: Der Urin ist meist trüb und machmal sogar rötlich bis rot. Das kann an der Fütterung liegen! Bekommt Dein Tier z.B. Löwenzahn oder Rote Bete gefüttert, kann der Urin knallrot sein, aber das ist dann nur eine Verfärbung und kein Blut! Natürlich können die Tiere auch mal eine Blasenentzündung haben, daher sollte man immer überlegen, ob man die Fütterung umgestellt hat und es daran liegen kann. Bei Unsicherheit sollte man, am Besten mit einer frischen Urinprobe, den Tierarzt aufsuchen. Der kann dann ,mittels einem Stix der in den Urin gehalten wird, feststellen ob sich Blut darin befindet.
Fotos zu den einzelnen Themen werde ich später hinzufügen…ausgewachsen: mit ca. 10- 12 Monaten Höchstalter: 10 – 12 Jahre erste Brünstigkeit: mit ca. 3 – 4 Monaten fortpflanzungsfähig: mit ca. 6-9 Monaten (große Rasseunterschiede!) Trächtigkeitsdauer: 28 bis 33 Tage Wurfgröße: 3-12 Jungtiere (große Rasseunterschiede!) Öffnen der Augen nach ca. 10 – 16 Tagen
Physiologische Werte Rektale Körpertemperatur: 38,5 bis 39,5° C (Ruhezustand) Puls: 120 – 150 Schläge pro Minute Atmung: 50 – 60 Atemzüge pro Minute
Quelle: Lehrbuch „Die Tierarzthelferin“ 5te Auflage
Diese Texte habe ich selbst geschrieben. Sie beruhen auf meinen Erfahrungen in der Tierarztpraxis und stellen auch meine persönliche Meinung da. Sie ersetzen in keinem Fall die Untersuchung durch den Tierarzt!! Diese Texte dürfen nicht kopiert werden!! Danke! Eure Silke
Camille said,
Hallo Silke. Da hast du ja einen wirklich umfangreichen Artikel geschrieben. Auch dein Bildmaterial finde ich sehr gut. Auf meinem Blog wird auch über die Haltung und Pflege von Kaninchen berichtet. Schau dich doch mal um wenn du magst.
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